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Lappland

Wenn ich auf einer Wanderung mit Norwegern, Schweden oder Finnen ins Gespräch komme, werde ich oft verwundert gefragt, weshalb ich denn "hier oben" sei, in der Schweiz gäbe es doch so schöne Berge. Bin ich mit einer Gruppe unterwegs, lasse ich gerne meine Gäste antworten und freue mich darüber, wenn sie die gleichen Beweggründe haben wie ich: die Weite, die Ruhe, die unverbaute Natur und vieles mehr . . .

Stefanie May

 

Meine erste Erfahrung in den Weiten Lapplands machte ich mit dem Fahrrad, auf einer 50 km langen Naturstrasse zwischen Alta und einer Fjellstube, mitten in der Finnmarksvidda. Zu dem Zeitpunkt war ich schon seit 5 Monaten zusammen mit einer Freundin unterwegs. Zunächst folgten wir dem Fluss Alta, um uns dann etliche Höhenmeter auf die Vidda hochzukämpfen.
In der Verschnaufpause liess ich meinen Blick schweifen: Kein Haus, kein Zaun, kein Mensch. Soweit ich blicken konnte sanfte Hügel, bewachsen von kleinen Sträuchern. Da und dort eine krüppelig gewachsene Birke. Nichts zu hören, ausser dem Wind. Wir sahen uns kurz an und nickten. Wortloses Einverständnis, dass jede diesen Frieden für sich geniessen wollte.

Was und wo ist denn eigentlich Lappland? Es gibt keine klar definierte Abgrenzung. Einmal sind damit die nördlichsten Provinzen von Schweden und Finnland gemeint, einmal der nördlich vom Polarkreis gelegene Teil von Fennoskandinavien und einmal das Siedlungsgebiet der Samen. Oft wird Lappland als die letzte Wildnis Europas bezeichnet. Das stimmt so natürlich nicht. Zum Einen, weil die Samen seit mehreren tausend Jahren hier gelebt haben. Zum Anderen, weil seit mehr als hundert Jahren Bodenschätze abgebaut, Holzwirtschaft betrieben und Stauseen gebaut werden. Trotzdem kann man im Norden die ursprüngliche Landschaft finden und geniessen. Kein Wunder bei einer Fläche von über 220'000 km2 und einer Einwohnerdichte von weniger als zwei pro km2!

Unsere dreiteilige Lapplandwanderung beginnt rund 300 km nördlich des Polarkreises im finnischen Kilpisjärvi und endet im schwedischen Kvikkjokk. Auf jeder der drei Etappen folgen wir mal mehr, mal weniger dem Nordkalottleden. Diese internationale Weitwanderroute ist 800 km lang, wobei 380 km in Norwegen, 350 km in Schweden und 70 km in Finnland verlaufen. Auf seinem Weg durchquert er mehrere Naturreservate, Nationalparks und das UNESCO Weltkulturerbe Laponia.
Obwohl die Route selten über 1000 m ü. M. führt, wandert man meistens im baumlosen Fjäll. In den geschützten Tälern wachsen Föhren, Fichten und Birken, doch bereits ab 600 m ü. M. herrscht eine zu raues Klima, so dass nur noch Zwergsträucher, Gräser, Polsterpflanzen und andere angepasste Arten überleben.

Das skandinavische Gebirge lag während der letzten Eiszeit unter einer 1,5 km dicken Eisschicht begraben. Dementsprechend sind die Gipfel rundgeschliffen und die Täler weisen die typische U-Form auf. Unzählige Wasserlöcher, Tümpel, Teiche, Seelein und Seen, Moore, Sümpfe, Rinnsale, Bächlein und Flüsse nehmen sich jeden Frühsommer des Schmelzwassers an und bilden ein glitzerndes Mosaik, wenn sich die Sonne darin spiegelt.

Zwischen den Etappenanfangs- und -endpunkten gibt es ausser den Hütten und Brücken keine Infrastruktur. Die Selbstversorgerhütten werden in Schweden von Svenska Turistföreningen, in Norwegen von De Norske Turistføreningen betrieben. Zur Verfügung gestellt sind Betten mit Kissen und Decken, komplett eingerichtete Küchen mit Gaskocher und Holz zum Heizen. In einigen der schwedischen Hütten kann Proviant nachgekauft werden, aber auf allen drei Touren muss einiges an Lebensmitteln mitgetragen werden. Es gibt keinen Strom, selten Handyempfang und das Wasser muss jeweils von einem nahe gelegenen See oder Fluss geholt werden.
Wer zum Wandern nach Lappland reist, findet mit Sicherheit viel Stille, Weite, Natur und vielleicht ein neues Stück von sich selber. 

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